Asphalter/IN des Monats

„Ich hab schon echt viel gemacht: Tischler, Wachmann, Putzfirma… . Irgendwann ist meine Frau gestorben, da habe ich irgendwann angefangen, schon morgens mein Bierchen zu trinken. Nicht gut. Für mich war es ganz schlimm, das Gefühl zu haben, überflüssig zu sein. Nicht mehr gebraucht zu werden. Asphalt hatte mir dann wieder eine Perspektive gegeben. Seit meinem Schlaganfall, den ich 2019 hatte, geht vieles motorisch nicht mehr gut.  Egal. Ich möchte bis zum Schluss Asphalt verkaufen. 

Asphalt-Verkäufer Wolfgang (72) verkauft Asphalt in Barsinghausen: montags und dienstags vor Edeka, mittwochs im Industriegebiet, donnerstags und samstags auf dem Wochenmarkt und freitags vor Rewe oder Edeka. Foto: Grit Biele

3000 Asphalter

Rund 200 Menschen verdienen sich aktuell zwischen Ems und Elbe, zwischen Nordsee und Harz mit dem Asphalt-Verkauf ein Zubrot, kommen wieder zu Kräften, wieder in die Spur, stabilisieren sich für ein neues Leben. Mit Wohnung, ohne Sucht, mit Würde. Seit seiner Gründung im Jahr 1994 konnte Asphalt mehr als 3.000 Menschen in prekären Lebenssituationen nachhaltig helfen. 

Psychosoziale Betreuung - Arbeit für die Menschen der Straße

Hausbesuche, Gespräche an den Asphalt-Verkaufsplätzen oder in unserem Sozialbüro: Unsere psychosozialen BetreuerInnen Lisanne (Hannover) und Kai (Oldenburg) sind für die Menschen da. Sie begleiten die Verkäuferinnen und Verkäufer zu Behörden und Ärzten, betreuen engmaschig und gleichzeitig individuell. Asphalt hilft bei Problemen am Verkaufsplatz, mit Sozial-, Wohnungsamt oder Jobcenter, aber auch bei ganz persönlichen Themen, die in der Vita der Verkäuferinnen und Verkäufer begründet sind.

Die Betreuung ist eingebunden in regelmäßige Arbeitskreise mit der Sozialarbeit der Stadt sowie anderen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe. Dieser enge Austausch macht zeitnahe bedürfnisorientierte Lösungen möglich. Kontakt über  Pueschel@Asphalt-magazin.de

Der Vertrieb

Anfang jeden Monates kaufen unsere VerkäuferInnen die Magazine für jeweils 1,10€ bei uns ein und für 2,20€ weiter. (Die Göttingen-Ausgabe kostet 2,50€.) Trinkgeld und Spenden behalten sie natürlich selbst. Jede Person bekommt einen oder mehrere feste Verkaufsplätze zugewiesen, an denen sie für unsere LeserInnen anzutreffen ist. So stellen wir sicher, dass Asphalt an möglichst vielen Orten – ob stark oder weniger stark besucht –gekauft werden kann und verhindern eine direkte Konkurrenz unter den Verkaufenden. Unsere VerkäuferInnen sind nicht angestellt, weil bei Asphalt eigenständiges Handeln und Selbstorganisation im Vordergrund stehen. Wir bieten ihnen eine Arbeitssituation mit mehr Sicherheit als auf dem harten Wettbewerb des klassischen Arbeitsmarktes. Nur so ist es möglich, dass dieses besondere Arbeitsverhältnis und somit das soziale Projekt, das Asphalt ausmacht, weiterbestehen kann. Sie erreichen den Vertrieb über vertrieb@asphalt-magazin.de 

Verkaufsregeln

Für den Verkauf von Asphalt gibt es Regeln: Es ist den Verkaufenden verboten, Drogen oder Alkohol vor und während des Verkaufs zu konsumieren, denn sie sollen voll zurechnungsfähig sein. Pöbeln, Schnorren oder andere unangebrachte Verhaltensweisen sollen unterlassen werden, damit sich niemand belästigt fühlt. Außerdem ist der Weiterverkauf an nichtangemeldete VerkäuferInnen verboten. Erkennen kann man sie an ihrem Ausweis, den unsere VerkäuferInnen bei sich tragen sollen, optional gibt es zusätzlich eine Asphalt-Tasche oder -Weste, damit sie noch deutlicher und schneller erkannt werden können. Durch diese Regeln gestaltet sich de (Ver-)Kauf von Asphalt möglichst angenehm. Sie geben den Verkaufenden außerdem sichere und geregelte Arbeitsbedingungen auf dem Weg in ein selbstständiges, geordnetes Leben.