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Schwarmkunst zur Obdachlosigkeit: Alle Mitmachen!

Überall Pupillen: Irisfotos in einer Kunstinstallation. Meterhoch, auf Plastik in Draht, um die Unsichtbaren sichtbar zu machen. Und alle (auch Asphalt) machen mit. Das ist der Plan von Künstlerin Kerstin Schulz. Ihr Schwarmkunstprojekt „Ob(D)Acht“ führt vom ersten Juni-Wochenende an auf dem Georgsplatz in Hannover Passanten, Kunstinteressierte, SchwarmkünstlerInnen und obdachlose Menschen zusammen. Aktuell entstehen die Drahtuntergestelle, ab dem 3. Juni, so der Plan, werden sie auf dem Georgsplatz aufgebaut. Den Sommer über erschaffen dann Menschen gemeinsam eine riesige Installation aus PET-Flaschen und Augeniris-Fotos, die für „My Home is my Castle“ stehen soll. Anschließend soll die Burg als Bühne für Begegnungen fungieren: Obdachlose Menschen erzählen aus ihrer Welt, es gibt Vorträge, Podiumsdiskussionen, Kunstausstellungen und Mini-Konzerte. Hier klicken zum gelungenen Erklär-Video.

„Meine Inspiration für das Schwarmkunst-Projekt Ob(D)Acht waren Uli und Karsten, zwei beeindruckende Obdachlose Menschen die ich 2019 kennen lernen durfte“, so Künstlerin Kerstin Schulz. „Wir waren eingeladen in ihrem Wohnzimmer auf der Platte vor dem Hauptbahnhof Berlin und sind bei 40 Grad im Schatten zusammen geschmolzen. Dort fragte Uli, warum niemand ein Schwarmkunstprojekt über das Thema Obdachlosigkeit macht, dieses habe ich als Auftrag angenommen.“ Anstelle von Pinsel und Leinwand arbeitet die Künstlerin am Georgsplatz nun mit „symbolkräftigen Materialien, die man zu einer großen Installation formen kann: PET-Flaschen“. Ramona Pold, Chefin der Wohnungslosenhilfe der Caritas in Hannover ist Feuer und Flamme: Ein Projekt wie Schwarmkunst schafft mehr, als nur Aufmerksamkeit auf ein Thema zu lenken. Die Betroffenen werden Teil des Stadtbildes, unübersehbar und damit wird auch allen anderen Menschen klar: Wohnungslosigkeit betrifft uns alle. Nicht nur die Menschen auf der Straße oder die Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen. Es ist unser aller Problem und dieses Projekt animiert hoffentlich viele dazu, sich für die Belange von Wohnungs- und Obdachlosen stark zu machen.“

Das Kunstprojekt „Ob(D)Acht“ fragt: „Achten wir (auf) uns? Oder schauen wir lieber weg? Die künstlerische Auseinandersetzung mit obdachlosen Menschen schafft eine neue Perspektive zum Thema Wertschätzung und Zuhause. Der Schwarmkunstverein e.V. organisiert „Ob(D)Acht“ mit der Künstlerin Kerstin Schulz und vielen HelferInnen. Nachhaltigkeit spielt dabei eine wichtige Rolle, denn die vielen leeren PET-Flaschen wurden beim Hannover Marathon 2022 gesammelt und werden wiederverwendet. Weitere Flaschen kommen vom Getränkehersteller Extaler – trotz aktueller Engpässe am Markt.

„Ob(D)Acht“ wird unter anderem gefördert von Neustart Kultur, Region Hannover und Aktion Mensch. „Das Projekt hat uns durch seinen sozialen und integrativen Ansatz überzeugt. Hoffentlich findet es viel Anklang und noch mehr Mitwirkende“, sagt Tobias Chriske vom Team Kultur der Region Hannover, die einige Tausend Euro bereitgestellt hat, um das Projekt mit zu realisieren.

Die Mitkunst-Aktion ist zunächst täglich von 15 bis 20 Uhr ‚geöffnet‘.  MAC

Foto: V. Macke

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