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Gesundheit auch ohne Karte

Krank  oder verletzt, aber keine Versicherung: Mit einem neuem Gesundheitsfonds will die Region Hannover jetzt für Gesundheit für Menschen auf der Straße und Papierlose sorgen.  Jährlich 250.000 Euro sind hierfür eingeplant. „Es gibt Situationen, in denen eine notwendige medizinische Versorgung nicht über einen Leistungsträger oder ein anderes Angebot gesichert werden kann. Da soll der Gesundheitsfonds helfen und notwendige Behandlungen, Heil- und Hilfsmittel, Medika­mente und Zuzahlungen finanzieren“, so Andrea Hanke, Dezernentin für Soziale Infrastruktur der Region Hannover (Foto).

Im Mai 2021 ist die Clearingstelle „Gesundheit für alle!“ in Hannovers Innenstadt an den Start gegangen und unterstützt seitdem Menschen ohne Krankenversicherung. Dort wird zunächst geprüft, ob nicht doch individuell Anspruch auf Versicherungsschutz oder andere Hilfen zur Gesundheit besteht. Leistungen aus Sozialhilfe oder nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beispielsweise. In der Arbeit der Clearingstelle habe sich nun aber ergeben, dass aus rechtlichen Gründen nicht allen Hilfesuchenden mit einer Anbindung an die medizinische Regelversorgung geholfen werden kann. „Der Gesundheitsfonds ist für Menschen in prekären Lebenslagen gedacht und richtet sich auch an Personen ohne einen gültigen Aufenthaltsstatus in Deutschland, wenn es um eine medizinisch notwendige Behandlung geht. Er hilft in Notfällen, ist aber kein vollständiger Ersatz für die Leistungen einer gesetzlichen Krankenversicherung“, unterstreicht Hanke und erklärt: „Wir sind noch dabei, die Bedarfe zu ermitteln. Die Behandlungszahlen der bestehenden Unterstützungsangebote für Menschen ohne Krankenversicherung im Jahr 2020 zeigt, dass der Bedarf hoch ist.“ So verzeichnete die beispielsweise allein die Straßenambulanz der Caritas (Foto) im Jahr 2020 insgesamt 4.151 PatientInnenkontakte.

„Der Gesundheitsfonds kann und soll nicht diese offenen Angebote ablösen, sondern ist vielmehr eine weiterführende Ergänzung für die Patientinnen und Patienten, wenn darüber hinaus gehende Behandlungen ausstehen“, sagt Thomas Heidorn, Leiter des Fachbereichs Soziales der Region Hannover. Das Regionsparlament hat den Fonds jetzt mit rotgrüner Mehrheit auf den Weg gebracht. „Mit dem Fonds wird eine Lücke in der Gesundheitsversorgung geschlossen und die Interessen der Mittellosen werden durch einen Fachbeirat gesichert, der den medizinisch notwendigen Behandlungsbedarf auch im Einzelfall würdigt“, so der sozialpolitische Sprecher der Grünen im Regionsparlament Christian Hinrichs.

„Wir begrüßen, dass dieses wichtige Instrument kommunaler Armutsbekämpfung nun endlich starten kann.“ MAC

 

Dr. Andrea Hanke

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