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Obdachlose demonstrieren

Das ist Krzysztof, ursprünglich aus Polen, gestrandet in Hannover. Er hat demonstriert. Sein allererstes Mal. Für Wohnraum, denn Krzysztof ist obdachlos. Gemeinsam mit rund 150 anderen obdach- und wohnungslosen Menschen, SozialarbeiterInnen und Engagierten in Hannover.  Eine Brücke ist für ihn und seinesgleichen kein Zuhause. Darum ist er jetzt auf die Straße gegangen. Organisiert hat den Protest der Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit gemeinsam mit der Sewo, Trägerin von Tagestreffs für Wohnungslose in Hannover wie etwa Nordbahnhof, Saftladen und Szenia. Die Demonstration richtete sich gegen die für Arme und Gestrandete verheerenden Auswirkungen des angespannten Wohnungsmarktes in Hannover, gegen Wohnraum als Spekulationsobjekte – nicht wenige Gebäude in Hannover stehen seit Längerem leer, einfach weil es den EigentümerInnen so gefällt. Entsprechend wurde gegen das Sterben auf der Straße und für die Garantie von Menschenwürde durch Stadt und Land demonstriert. Eine Tür selbstbestimmt hinter sich zumachen zu können, sei der Anfang von Allem. Außerdem wurde in Redebeiträgen auf die besondere Situation von nichtbinär lebenden Menschen auf der Straße hingewiesen. Die Unsicherheit dieser Personengruppe sei nachts auf der Straße, in gemischtgeschlechtlichen Unterkünften oder in der Wohnung durch gewaltausübende Partner besonders groß.  Es fehlten besondere Schutzräume. Unisono forderten alle als ersten Schritt, dass die Stadt Obdachlose regelmäßig in Einzelzimmern unterbringen müsse.

Für Samstag, 09.07.22 ist um 13 Uhr Kröpcke/Ecke Georgstraße ein Dialog mit ExpertInnen geplant. Interessierte BürgerInnen haben dort die Möglichkeit mit Betroffenen von Wohnungslosigkeit, ehrenamtlich engagierten Personen, KommunalpolitikerInnen und VertreterInnen der Stadt  ins Gespräch zu kommen, um so die komplexen Problematiken von Wohnungslosigkeit nicht nur in Hannover besser zu verstehen. MAC

 

Demo der Wohnungslosen in Hannover Juli 2022. Foto: V. Macke

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