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‚Bauplan‘ zum Tag der Wohnungslosen vorgestellt

Heute, 11.9., ist Tag der Wohnungslosen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat aus diesem Anlass Betroffene besucht. Und das immerwährende soziale Problem damit in den Scheinwerfer gerückt. Kaffee ausgegeben und zugehört. Und im Anschluss mit VertreterInnen aus Hilfeverbänden und Politik beraten und deutlich stärkere Bautätigkeit von Bund Ländern und kommunen gefordert. Was konkret zu tun ist, hat die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) skizziert. In der Kampagne „WOHNUNG_LOS“ hat sie der Politik einen „Bauplan“ für den „Nationalen Aktionsplan zur Überwindung der Wohnungslosigkeit bis 2030“ überreicht.  „Wir sind der festen Überzeugung: Wohnungslosigkeit kann überwunden werden“, so BAGW-Geschäftsführerin Werena Rosenke. „Vorausgesetzt: Bund, Länder, Kommunen handeln Resort übergreifend. Deshalb haben wir in unserer Kampagne WOHNUNG_LOS gebündelt.“ Die Kernforderungen:

  • Grundvoraussetzung: Bezahlbarer und sozialgebundener Wohnraum in ausreichender Menge. Dieser Wohnraum muss für wohnungslose Haushalte zugänglich sein. Es gibt viele Vorurteile gegenüber wohnungslosen Menschen; auf dem Wohnungsmarkt werden sie oft diskriminiert. Deswegen bedarf es überall eines Kontingents an Wohnungen, das explizit an wohnungslose Menschen vermietet wird.
  • In jede Kommune gehört eine zentrale Fachstelle zur Verhinderung von Wohnungsverlusten. Mietschuldenübernahme, der frühzeitige Kontakt zu bedrohten Haushalten und zu den Vermietern, aufsuchende Mieterberatung sind erprobte Mittel einen Wohnungsverlust abzuwenden. Die Verhinderung des Wohnungsverlustes ist die beste Hilfe! In der aktuellen Krise, die mit massiven Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln, Strom und Heizung einhergeht, besteht die große Gefahr, dass immer mehr Menschen in eine Verschuldungsspirale geraten, die letztlich zu Mietschulden und damit zum Wohnungsverlust führen kann.
  • Wohnungslose Menschen sind oft nicht nur aus dem Wohnungsmarkt ausgegrenzt, sondern auch aus anderen existentiellen Lebensbereichen wie Erwerbsarbeit, Bildung, Ausbildung, Gesundheit. Um Wohnungslosigkeit nachhaltig zu überwinden, ist es notwendig, Menschen auch in diesen Lebensbereichen zu unterstützen und sie vor allem mit ihren Erfahrungen aktiv einzubeziehen. Nötig sind eine armutsfeste Grundsicherung und Investitionen in die soziale Infrastruktur, in soziale Dienste und Einrichtungen.
  • Die Menschen brauchen eine Krankenversicherung und den Zugang zum medizinischen Versorgungssystem. Erkrankungen sich häufig (Mit)Ursache und Folge von Wohnungslosigkeit.
  • Kann trotz aller Bemühungen ein Wohnungsverlust nicht verhindert werden, bedarf es einer menschenwürdigen Unterbringung und vor allem der Hilfe und Unterstützung, damit wohnungslose Menschen so schnell wie möglich wieder in eigenen Wohnraum vermittelt werden können. Es muss alles dafür getan werden, dass wohnungslose Menschen nicht gezwungen sind, viele Monate oder gar Jahre in Gemeinschaftsunterkünften, Notquartieren, prekären Mitwohnverhältnissen oder ganz ohne Unterkunft auf der Straße zu leben.

Bundespräsident Steinmeier betonte, dass Wohnungs- und Obdachlosigkeit allermeist kein selbstverschuldetes und unvermeidbares Schicksal seien. Sie zeigten vielmehr einen „unerträglichen gesellschaftlichen Missstand auf.  „Wenn wir verstehen wollen, was es bedeutet, keine eigene Wohnung zu haben oder obdachlos zu sein, dann müssen wir denen zuhören, die es selbst erlebt haben“, so Steinmeier weiter. MAC

 

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gibt an Teilnehmer des Projekt "SuN - Schutz und Neustart für Menschen ohne Obdach" der Berliner Stadtmission Kaffee aus. Anlass für den Besuch und die anschließende Veranstaltung im Schloss Bellevue ist der Tag der Wohnungslosen. Foto: picture alliance/dpa | Fabian Sommer

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