Hannover. Die Stadt Hannover weitet die Winternothilfe für Obdachlose aus. Das haben OB Belit Onay und Sozialdezernentin Sylvia Bruns auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Zentral und ganz neu: ein extra Tagesaufenthalt mit enormen 1400 Quadratmetern Fläche. Start Mitte November. In der Dornierstraße 2, ganz in der Nähe der Notschlafstelle Alter Flughafen in Hannover-Vahrenwald sollen Obdachlose in diesem Winter auch tagsüber großzügig Raum und Ruhe finden können. Darüber hinaus sieht das neue Winternotprogramm der Stadt wieder Nacht-Cafés in der Innenstadt und Kälte-Busse von Maltesern, Caritas und Johanniter Unfallhilfe vor, Die städtische Straßensozialarbeit soll in diesem Winter auch durchgehend am Wochenende tätig, der Fachbereich Unterbringung bei Extremkälte sogar 24/7 erreichbar sein. Und Kirchen und Üstra werden bei strengen Minustemperaturen für Obdachlose ihre Türen und Stationen öffnen.
„Wir wollen obdachlosen Menschen in Hannover zeigen, dass wir sie in diesem Winter der besonderen Unsicherheit nicht allein lassen. sagte Oberbürgermeister Belit Onay im Rahmen der Pressekonferenz am Freitag (14.10.2022). „Wir möchten sie einladen, zu uns zu kommen – sowohl in die Unterkünfte und Notschlafstellen, aber auch in den neuen städtischen Tagesaufenthalt. Solidarität und Humanität sind jetzt gefragt.“ Weil niemand wisse, wie sich die Krise und auch die Temperaturen entwickeln werden, sei die Stadt willens und in der Lage notfalls nachzujustieren, versprach der Oberbürgermeister. „Wir fahren auf Sicht und werden im Zweifel flexibel reagieren.“
Winter-Angebote im neuen Tagesaufenthalt
Der neue Tagesaufenthalt in der Dornierstraße 2 liegt in unmittelbarer Nähe der Notschlafstelle Alter Flughafen in Vahrenwald, hat eine Fläche von knapp 1400 qm2 und bietet Platz für bis zu hundert Menschen. Obdachlose Menschen erhalten dort die Möglichkeit, sich aufzuwärmen, sich warme Speisen zuzubereiten, kostenfrei WLAN zu nutzen und Gespräche mit Sozialarbeiter*innen zu führen. Für letzteres steht in dem Objekt zudem eine separate Büroetage mit einer Größe von 175 qm zur Verfügung. Es gibt außerdem kostenfrei warme Getränke. Angeboten wird auch eine sozialpädagogische Begleitung. Zudem kann der Tagesaufenthalt auch von obdachlosen Personen mit Hund genutzt werden. Er ist von Mitte November 2022 bis zunächst Ende März 2023 in der Zeit von Montag bis Sonntag von 9.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. Das neue Angebot soll die Öffnungszeit der Notschlafstelle Alter Flughafen ergänzen, so dass eine durchgehende Aufenthaltsmöglichkeit in unmittelbarer Nähe entsteht. Dadurch ergeben sich auch logistische Vorteile für die Menschen, die dort übernachten und vor Ort bleiben möchten. Der Tagestreff ist zudem über den öffentlichen Nahverkehr gut zu erreichen. Die Stadt richtet den Tagestreff zunächst für die Dauer des Winternotprogramms ein. Klares Ziel ist jedoch das Angebot zu verstetigen, so dass obdachlose Menschen auch außerhalb der kalten Jahreszeit die Möglichkeit haben, den Tagestreff zu nutzen. Angedacht ist beispielsweise Hochbeete auf den Flächen vor dem Gebäude anzulegen, eine Grillecke einzurichten und Tischtennisplatzten aufzustellen.
„Bereits im letzten Winter haben viele obdachlose Menschen den Tagesaufenthalt im Alten Flughafen angenommen“, sagte Sylvia Bruns, Sozialdezernentin der Landeshauptstadt Hannover. „Seitdem beobachten wir etwa, dass sich die Situation am Andreas-Hermes Platz etwas entspannt und es zu weniger Konflikten kommt. Diese Erfahrung wollten wir nutzen und in diesem Winter weiter ausbauen. Wir kooperieren, in Bezug auf die Ausweitung der Angebote im Winter, eng mit den sozialen TrägerInnen. Das läuft Hand in Hand.“
Ausweitung der „Nacht-Cafés„
Fehlende Wärme und Zugang zu beheizten Räumlichkeiten sind besonders für obdachlose Menschen, die kein eigenes Zuhause haben, eine große Herausforderung. Daher wird das Diakonische Werk Hannover erstmals ein Angebot in der Nacht, das „Café Nachtlicht“, in den Räumen des Kontaktladen Mecki 2 am Endpunkt der Linie 10 am Raschplatz vorhalten, das obdachlosen Menschen vom 1. November 2022 bis Ende März 2023 in der Zeit von 20.00 Uhr bis 6.00 Uhr zur Verfügung steht. Zusätzlich will die Obdachlosenhilfe Hannover (OHH) ähnlich wie im letzten Jahr ein Nachtcafé anbieten, diesmal in der Podbielskistraße 102. Das sogenannte „Cafe Mensch“ wird ab 14. November 2022 bis Ende März 2023 öffnen und das täglich von 19.00 Uhr bis 7.00 Uhr, dienstags und donnerstags bereits ab 17.00 bis 7.00 Uhr.
Kältebusse
Auch im Winter 2022/2023 kooperieren die Kältebusse der Caritas, der Johanniter Unfallhilfe und der Malteser und fahren im Wechsel zu den Betroffenen an festgelegte Standorte. Es gibt eine warme Mahlzeit und medizinische Basisversorgung. Die SozialarbeiterInnen und Ehrenamtlichen stehen als AnsprechpartnerInnen zur Verfügung, leisten Beziehungsarbeit und vermitteln in das weiterführende Hilfesystem. Das Angebot der Kältebusse soll erstmals auch auf das Wochenende ausgeweitet werden. Hierzu laufen derzeit die Planungen.
Kälteöffnungsangebote der Kirchen
Im Rahmen des Winternotprogramms wollen die evangelische und katholische Kirche bei starken Minustemperaturen obdachlosen Menschen wieder einen geschützten Rückzugsort bei Extremwitterung anbieten. Die Abstimmung der möglichen Räumlichkeiten laufen bereits.
Kälteöffnungsangebot der Üstra
Auch die Üstra wird in diesem Jahr wieder die Übernachtung in der Station Kröpcke ab einer Außentemperatur unter drei Grad Celsius zulassen.
Straßensozialarbeit bei Extremwetter auch am Wochenende
Die StraßensozialarbeiterInnen der LHH werden bei Extremwetterbedingungen auch am Wochenende stundenweise im Innenstadtbereich wohnungslose Menschen über Hilfsangebote informieren. Über den städtischen Interventionsfonds Wohnungslosigkeit laufen derzeit kleinteilige Projekte zur Basisversorgung wohnungsloser Menschen an. Ein Beispiel ist die Beschaffung und Verteilung von warmer Kleidung und Ausrüstung, die nicht über Spenden umgesetzt werden kann. Diese soll zum Beispiel über die StraßensozialarbeiterInnen der Stadt verteilt werden.
Öffnungszeiten Unterkünfte bei Extremwetter
Sollte es witterungsbedingt oder aus anderen Gründen zu einem Ausfall des ÖPNV kommen (v.a. Stadtbahnausfall) und so die Erreichbarkeit der Notschlafstellen nicht gewährleistet sein, hält der städtische Bereich Unterbringung diese für die Zeit des Ausfalls durchgehend geöffnet.
Bei erstmaligen Erreichen von Temperaturen unter < 0° Grad Celsius werden die Öffnungszeiten der Notschlafstellen ausgeweitet auf 16:00 Uhr bis 10:00 Uhr.
Bei Erreichen von Temperaturen ab – 5 ° Grad Celsius bleiben die Notschlafstellen Wörthstr. 10, Langensalzastr. 17, Podbielskistr. 117 und Vinnhorster Weg 73A durchgehend geöffnet. MAC
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