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Schwarmkunst zu Obdachlosigkeit – Programmeröffnung

Hannover. Zwei Monate lang wurden 40.000 PET-Flaschen in den rohen Draht geschraubt, mit Augeniris-Fotos vorsichtig beklebt. 1000 Menschen haben sich beteiligt: Menschen von der Straße, Helfende der Szene, Touristen, Passanten, Kinder und erprobte Schwarmkünstler. Nun steht das Kunstwerk zum Thema Obdachlosigkeit am Georgsplatz, alle Augen geben Obacht. Feierlich bei feinperligem Wasser wurde jetzt das inhaltlich-kulturelle Programm eröffnet. Vor Freunden, Förderern, MitstreiterInnen und zahlreich erschienener Presse.

Künstlerin Kerstin Schulz hat sich darauf spezialisiert mit anderen im Prozess Kunst entstehen zu lassen. Schwarmkunst ist Kunst, ist Soziokultur, ist Teilhabe, gemeinsames Wachsen, kollektive Selbsterkenntnis. Ein Verein, Schwarmkunst e.V., steht ihr bei der Realisierung dieser Art der Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen zur Seite. Schon bei der Ideenentwicklung. Im eigentlichen Prozess sowieso, in diesem Fall dem Bau der Burg aus Pfandflaschen, einem Stoff dessen Sammeln in Deutschland nicht nur vielen Obdachlosen das Überleben sichert. Es ist Sinn, Zweck und Ziel, dass Passanten mitmachen, sich einlassen und sich bei der beinahe meditativen Arbeit am Objekt dem sperrigen Thema öffnen: Wie ist das, wenn man nie sicher ist, nie ein Zuhause hat, eine Tür hinter sich zumachen kann? Auch Obdachlose selbst, nicht wenige sogar, beteiligten sich. Manche wurden im Laufe der vergangenen Monate Teil des inner circle und fühlten sich so als Teil der Gesellschaft, kamen täglich, drehten Flaschen, bauten, klebten und entwickelten eigene weiterer Kunstwerke. Fokussierten sich, stabilisierten sich. MitarbeiterInnen der Wohnungslosenhilfe waren entsprechend begeistert.

Die Burg steht, die Bühne auch, Ausstellungen sind konzipiert. Das Programm startet morgen, 6.8., ab rund 20 Uhr mit festlicher Illumination zu Musik.

Die Termine der kommenden Woche (das volle Programm in Asphalt 08/22):

Lässt sich Obdachlosigkeit vermeiden? Schwarmkunst-Podium, 11.08.22, 17 Uhr

Obdachlosigkeit (und überhaupt eine Wohnungsnotlage) kann viele Ursachen haben: wirtschaftliche, soziale, individuelle. Und manchmal auch eine Mischung von alldem. Angesichts der auf uns zurollenden Teuerungswelle stellt sich umso mehr die Aufgabe, einen weiteren Anstieg der Obdachlosigkeit zu vermeiden. Was wird getan, was sollte getan werden und wo stoßen wir an Grenzen die im Selbstbestimmungsbereich der Betroffenen liegen?

Es diskutieren: Mario Cordes (Odachlosenhilfe Hannover), Harald Bremer (Männerwohnheim Karl-Lemmermann-Haus), Steffen Krach (Präsident der Region Hannover). Moderation: Lars Adolph.

Soziale Roboter statt Vereinsamung. Vortrag von Dr. Jürgen Rink, 11.08. / 18.8.22, jeweils 19.00 Uhr

Sie geben psychischen Halt, brauchen keine Pausen, keinen Schlaf und bauen Beziehungen auf: Wird der soziale Roboter zum besten Freund des Menschen? Eng verknüpft mit künstlicher Intelligenz, ist der Fortschritt in der Robotertechnologie für die psychosoziale Begleitung rasant. Vortrag von Dr. Jürgen Rink.

ans licht:. Präsentation, 12.08.22 / 25.08.22– 17.00 Uhr

Bis Ende der 1970er Jahre gab es sogenannte „Obdachlosenlager“. Mit dem Projekt ans licht: möchten der Fotograf Thomas Deutschmann und der Journalist Ulrich Matthias diese vergessene Geschichte freilegen. Grundlage ist die Fotodokumentation von Deutschmann über das Lager Vinnhorster Weg von 1971. Auf zwei Veranstaltungen wollen wir die Geschichte dieses Lagers (12. August) und seiner BewohnerInnen (25. August) vorstellen.

MAC

 

Presseauftrieb für Künstlerin Kerstin Schulz und Schwarmkunstvereinchef Jürgen Rink. Foto: V. Macke

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